ho - a retired blog
 
Dienstag, 13. August 2002

Steve Jobs hat Apple in den letzten Jahren erfolgreich wiederbelebt und wird derzeit etwas übermütig. Was darf man Apple als Aussenstehender empfehlen?

  1. Speed. Mac-User stellen hohe Anforderungen. Audio-, Video-, 3D oder Grafik-Anwendungen sind im Vergleich zur Wintel-Welt langsam. Erledigt ein schneller PC ein Rendering in einer Stunde, so braucht der schnellste Mac eineinhalb. Doch dies ist nicht das eigentliche Drama, Applikationen müssen sich prinzipiell schnell anfühlen. Die Farbkorrektur der Fotos meiner 3-Megapixel-Kamera muss in 2 Sekunden erledigt sein, nicht in 8. Besonders der Finder muss schnellstens reagieren, etwa beim Öffnen eines Fensters.

Was kann Apple hier tun? Zum einen steht der neue IBM-Prozessor (Power4) in den Startlöchern. Das ist gut. Dann gibt es da neue nVidia-Chips, die Apple-Rechner beschleunigen soll. Auch gut. Jaguar (Mac OSX 10.2) ist sogar schneller als 10.1 (nur glaubt einem das keiner, der es nicht selber erlebt hat - ein Fall für die Marketingabteilung). Die entsprechenden Macs braucht es bald. Eigentlich schon im September 2002.

  1. Focus auf Europa. Man wird das Gefühl nicht los, dass Apple zu sehr in der US-Welt steckt. Die deutsche Lokalisierung von OS X ist nicht besonders, die bezaubernde Sprachausgabe kann nur englisch, iChat basiert auf AOL-Screennames, die hierzulande kaum wer hat. InkWell, die Grafiktablett-Schrifterkennung läuft nur mit englischen Texten und einer US-typischen Handschrift sauber. Lateinschrift? Umlaute? Besser nicht. Die Such-Applikation Sherlock liefert auf Knopfdruck die exakten Spielzeiten von Kinofilmen aus den Kinos der Umgebung, lässt einen die Tickets gleich bestellen und verrät, welche 3 Sushi-Läden um die Ecke vom Kino offen haben. Aber nur in den USA. Das muss sich ändern.

  2. Jaguar 10.2.1 Update. Ein OS-Update sollte sich des Problems des US-Focus annehmen, und dazu gleich die übriggebliebenen Bugs der 10.2 in iChat, Adressbuch und Mail-Applikation ausbügeln. iCal und iSync sehen vielversprechend aus, brauchen aber auch noch viel Arbeit und sollten in der 10.2.1 rocken. Auch der Internet Explorer ist noch nicht das gelbe vom Ei und macht Troubles mit der neuen Schriftglättung in Quartz Extreme. Wann? Im Oktober 2002.

  3. Microsoft als Freund, nicht Feind. Auch wenn Apple fieberhaft daran arbeitet, von MS unabhängig zu werden, so ist es noch lange nicht so weit. Wer als Mac-User viel mit MS Office verwendenden Windows-Kollegen zu tun hat, kommt mit der aktuellen Version von Entourage nicht weit. Keine Exchange-Funktionalität, attachte vCards können nicht gelesen werden, Termineinladungen und -bestätigungen gehen gar nicht. Auch der IE stammt immer noch von Microsoft, also bitte, lieber Herr Jobs, nicht zu sehr MS-bashen, wenn geht. Das Office-Update sollte gegen November 2002 verfügbar sein.

  4. Gadgets für Weihnachten. Spielzeug ist immer gut: es erfreut die User und bringt Medienpräsenz: in Hörfunk- und Fernsehen ist kein Platz für den Hinweis auf das neue DDR-Ram im PowerMac, wohl aber für einen brandneuen iPod. Was könnte das alles sein? Ein iBook-Tablet, ein Bluetooth-Kuli, mit dem ich im Büro den ganzen Tag auf normalem Papier herumschreibe und der Mac alles mitprotokolliert, eine kleine Digicam. Und wenn das alles nicht machbar ist, dann bitte wenigstens drahtlose Tastatur und Maus und ein Bluetooth-Nachrüstkit für iBook und co. Wann? Anfang Dezember wäre recht passend.

  5. Neue PowerBooks. So fein die Titan-Geräte auch sind, Mac-User verwenden ihren Rechner üblicherweise länger als PC-User und überspringen eine Generation. So arbeiten noch viele meiner Bekannten auf alten G3-Powerbooks aus dem Jahr 99 und warten auf eine neue PowerBook-Serie, um dann auch endlich auf OSX umsteigen zu können. Nachdem man bei Apple nie weiss, wann neue Hardware veröffentlicht wird, wartet man eben. Und wartet. Auf der MacWorld San Francisco im Jänner werden üblicherweise Notebooks vorgestellt, also sollten die PowerBooks im Jänner 2003 da sein.

  6. Mehr Education-Angebote. Wer einmal auf Macs gearbeitet hat, wechselt nicht mehr so schnell zur Windows-Welt zurück. Unis und Schulen mit Apple-Rechnern auszustatten ist deswegen sehr empfehlenswert, selbst wenn Apple kurzfristig dabei draufzahlt. Studenten sollte auch nicht nur ein eMac, sondern auch ein iBook billig angeboten werden. Zur rechtzeitigen Budgetplanung sollte Apple mit März 2003 solche Special Offers starten.

  7. Spiele. Viele Jugendliche lehnen Macs ab, weil es für sie keine guten Spiele gibt. Deswegen sollte Apple schnellstens Deals mit führenden Spieleherstellern abschliessen und OSX zu einer zur Windows-Welt gleichwertigen Spiele-Basis machen. Aber bitte keine Spielkonsolen, damit ist MS schon baden gegangen. Zeitrahmen: bis Sommer 2003.

In jedem Fall hat Apple nicht viel Zeit. Sobald MS die Gerichtsprozesse los ist, herrscht wieder Feindschaft, und MS wird alles tun, um (das technologisch führende) MacOSX durch neue Inkompatibilitäten und Fallenlassen der Weiterentwicklung der OfficeX-Reihe und des Internet Explorers an den Rand zu drängen...


 

 
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