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Auf editorandpublisher.com findet sich ein heftig diskutierter Aufruf an klassische Printmedien, ihren Mitarbeitern Weblogs zur Verfügung zu stellen: "Newspapers Missed Most Internet Trends; Isn't It Time To Catch One? ... Give every reporter, columnist, and photographer in the newsroom their own weblog". Ich halte diesen Artikel für naiv und dumm. Dass Printmedien bislang nicht auf jeden Internet-Trend aufgesprungen sind, ist nur gut. Nur weil etwas im Netz heiß ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es in einem anderem Medium Sinn macht. Die Promotion einer Website im Printbereich über: "view more photos of the office building fire on photographer Joe Jones' weblog", wie ebenda als grandiose Idee hingestellt, ist altbacken und unsinnig; allerortens wird versucht, genau davon wegzukommen. Leider mit wechselndem Erfolg, weil viele Journalisten das Medium offensichtlich nur ansatzweise verstanden haben. So etwa die Modern Times (!) Redaktion, welche on air stur ihre 'eigene', extrem schlechte Website promotet, auf welcher Beitragstexte 1:1 abgedruckt werden. Und das, obwohl der ORF mit science.orf.at einen guten Channel zur Verfügung stellt, auf welchem geschulte Redakteuere Inhalte mediengerecht aufbereiten. Im Netz zu veröffentlichen, was nicht mehr in den Print/onair-Beitrag gepasst hat (wie auch in obigem Artikel gewünscht), ist auch nicht schlau. Journalisten sind gut, wenn sie Wesentliches möglichst kurz gehalten kommunizieren können. Das Schwierigste sind üblicherweise Überschrift und Lead-Text. Was bei der Beitragsgestaltung weggeworfen wird, wird zurecht weggeworfen: weil es unnötig ist. Doch es besteht noch ein grosser Unterschied zwischen Weblogs und redaktionellen Beiträgen: erstere sind subjektiv und leben genau davon. Weblogs sind als Kolumnen zu verstehen, welche Interaktion mit den Lesern ermöglichen. Beiträge sind objektiv. Wünscht man sich jedenfalls. Dass sich etwa die Kronen Zeitung nicht daran hält, ist ein anderes Kapitel. Journalisten mit klassischer Ausbildung tun sich erfahrungsgemäß sehr schwer damit, von der Objektivität wegzukommen, führen sie das eigene Weblog - was man auch in den Anfängen der FM4-Website gemerkt hatte, welche sich zwischen Gruppen-Weblog und kolumnenartigen Magazin bewegt. Also bitte, lieber Standard und co, hört nicht auf solchen Schwachsinn und unreflektierte Kommentare, danke. lex, 30. Juni 2002 um 12:17:55 MESZ
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